"Wer selber noch nie im Globe war, kann gar nicht wissen, was hierdrin abgeht", murmelte mein treuer Begleiter und verabschiedete sich in Richtung Garderoben. Ich erhaschte einen unauffälligen Blick auf die Smartwatch von Sarah: 00.30 Uhr. Abzüglich eines dreistündigen Unterbruchs war Banyadee bereits wieder zehn Stunden im Stollen, obwohl er sich geschworen hatte, heute vor Mitternacht zu Hause zu sein.
Lange Zeit war für ihn der Dienstag der unbeliebteste Wochentag überhaupt. Das hatte damit zu tun, dass an seiner damaligen Arbeitsstelle die Büroöffnungszeiten jeweils bis 18.30 Uhr dauerten und es im Anschluss meistens noch eine Sitzung gab. Nudelfertig kam er dienstags spätabends nach Hause und war nicht mehr im Stande, etwas Geistreiches zu tun, geschweige denn sich körperlich zu betätigen. Wie sehnte er sich damals doch auf den Freitagabend, das Wochenende, den Höhepunkt der Woche. Tempi passati. Seit Banyadee das Globe kennt (in zwei Monaten jährt sich sein Erstbesuch...) hat sich der Höhepunkt - quasi das Wochenende - auf den Dienstag verschoben, ja, der Dienstag ist der neue Samstag!
Fröhliches "Frühschoppen"-Lineup
Wie so üblich setzte sich Banyadee frisch geduscht an die Bar und begann den Tag erst einmal mit einem schwarzen Espresso. Frisch und fröhlich - die einen gar braungebrannt von den Ferien an der Schwarzmeerküste (oder vom Solarium?) - tat sich ihm das "Frühschoppen"-Lineup auf. Juliana tänzelte schon ganz aufgeweckt zwischen Bühne und Kaffeemaschine hin- und her, an Camelia bewunderte der Bewunderer die aufgefrischte Haartracht und er erfreute sich ob der Bardame Michaelas Professionalität. Sie wirkte kurz vor Mittag zwar noch etwas bleich, aber ist trotzdem immer schön. Seine müden Augen ganz auf Michaela gerichtet, spürte er plötzlich, wie sich etwas Warmes, Weiches von hinten an seinen unbedeckten Rücken drückte. Erwartungsvoll drehte er sich um und erblickte das freundliche Gesicht von Babsy, die ihn mit ihrem überschwänglichen Naturell beinahe vom Hocker riss. Doch mit leerem Magen wollte sich Banyadee noch nicht auf ein Abenteuer einlassen. Also kostete er zuerst das ungezwungene "Smalltalken" aus - einerseits mit den (während den Ferien "straffer" gewordenen) Damen und andererseits mit weiteren bekannten Gesichtern, Gästen, die er regelmässig am Dienstag in Schwerzenbach trifft.
"But it's full"
Kurz vor der Matinee-Show traf auch sein treuer Begleiter ein. Banyadee hatte gerade den letzten Bissen Rindfleischvogel mit Kartoffelstock verspiesen. Die umtriebige Supervisorin Carla bekundete dieses Mal keine Mühe, genügend Akteure und Gespielinnen für die Nachmittags- und die Abendshow zu finden. Die Teilnehmerliste füllte sich in Windeseile. Sehr zum Leidwesen der nymphomanisch veranlagten "Bella Italiana Evelina". "Amore", flüsterte sie mir mit leicht säuerlichem Unterton ins Ohr. "I would like to do it also, but it is full." Banyadees "Evergreen" Sina war eine der vier Akteurinnen in der 15-Uhr-Show und er war sehr gespannt auf ihre öffentliche Performance. Er kannte sie bislang nur von ihren "Privatdances" hinter verschlossener Tür und von ihren sexy Tänzen an der Stange, wo sie sich jeweils zum Song-Slogan "I am a sexy Lady" selbstbewusst und provokativ um das Metall windet, so als wäre ihr Körper aus Gummi.
"Minnie-Mouse" Sina
Für Banyadee war schon vor dem Auftritt klar, dass Sina seine Stimme erhalten würde - wie auch immer ihre Darbietung ausfallen möge. Rein aus Sympathie eben. Durchgetaktet nach Regieanweisung von Carla kamen die vier Akteurinnen von der Umkleide in die Manege, alle im Minne-Mouse-Kostüm mit schwarzen Ohren und ultrakurzen Röcken gekleidet. An das exakte Lineup kann sich Banyadee nicht mehr erinnern. Seine Augen waren ganz auf die kleine, süsse Maus Sina gerichtet. Und nicht nur seine Augen. Sina verstand es, vom ersten Augenblick an die männlichen Fans in ihren Bann zu ziehen. Ganz im Stil von Marilyn Monroe über dem New Yorker U-Bahn-Schacht wedelte Sina mit dem Stoff und machte mit ihrem Honigtopf den Bären hungrig. Dann zündete sie den Turbo und spulte die ganze Palette ab: Deep Throat - French Kissing - Cowgirl - Cowgirl Reverse - Doggy - Handjob. Dabei stöhnte und schnaubte sie ungehemmt vor sich hin. Carla war derweil auf Stimmenfang und überall hörte man nur "Sina, Sina, Sina, die Blonde, la Bionda, the blond one over there." Noch vor den anderen - zumindest waren noch zwei weitere ernst zu nehmende Mitstreiterinnen auf der Bühne - beendete sie mit ihrem Bühnenpartner den Akt und wartete gespannt auf das Verdikt, das letztendlich so ausfiel, wie es ausfallen musste. Sina, sonst eher etwas reserviert unterwegs, hat es im Schweinwerferlicht allen gezeigt!
Neues "Baby" im Globe
Kaum war die Show durch, lichtete sich die Manege und die Action verlagerte sich in die hinteren Zuschauerränge. Banyadee nahm aus diskreter Distanz einen ersten Augenschein vom Treiben und stiess dabei auch einen weiteren, stets gern gesehenen Forumskollegen. Auch im Gespräch mit ihm drehte sich alles um Sina. "She was the talk of the day!" Zwischen Bar und Kino begegnete Banyadee Zoe, die in besonderer Mission unterwegs war. Sie machte einen Schritt zur Seite und aus ihrem Windschatten trat ein junges, schlankes Geschöpf hervor, mit gelockten, blonden Haaren, Kulleraugen und zwei formähnlichen Brüsten. Schon fast artig streckte es die Hand aus und stellte sich als Vivien vor. Zoe blickte etwas streng drei, als wollte sie beweisen, dass sie ihre Aufgabe als "Gotte" - üblicherweise versprüht sie ja die Ausstrahlung einer "Göttin" - sehr ernst nimmt und sich ihrer Verantwortung bewusst ist. Das neue "Baby" im Globe ist dem Banyadee im weiteren Verlauf seiner Schicht noch zweimal positiv aufgefallen: Mit einem ihrer ersten "Schwerzenbach"-Kunden zeigte sie sich als äusserst agil und beweglich. Zu später Stunde, in einer anderen Ecke, durfte Banyadee ihre müden Füsse massieren, während sie mit Ariana lieblich kuschelte.
Für Banyadee war es nun Zeit fürs Dessert. Sein Begleiter stand derweil am Tresen und wartete auf die Zubereitung seines Hauptgangs. Als er den Teller in der Hand hielt wurde er laut. Banyadee erschrak. "Herr Chefkoch, schauen Sie sich das an, das sieht wieder einmal super aus - bravo", rief er in die Küche hinein. Das Essen hatte ihm - und mir übrigens auch - derart gut gemundet, dass er sich am Abend nochmals eine Portion Rindfleischvogel, Kartoffelstock und grüne Bohnen genehmigte.
Eine "Pendenz" namens Kendra
Filmriss. Nach dreistündigem Unterbruch stand Banyadee wieder an der Rezeption. Seinen Schlüssel gab er beim Verlassen bei Fritz ab, den neuen Schlüssel händigte ihm nun Chanel aus. Als neue "Zirkusdirektorin" stand Laura in der Manege. Es herrschte nach wie vor Hochbetrieb, insbesondere im Barbereich. Ein weiterer Bekannter fasste den Banyadee beim Vorbeigehen am Arm und meinte nur: "Ist ja wieder mal toll heute. Wer im Globe keinen Spass hat, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen." Banyadee nickte zustimmend. Bei diesem Anblick erinnerte er sich an seinen Freund Libi aus Deutschland. Wenn der heute hier wäre, "Mann-o-Mann"... Die Abendshow unter der Leitung von Laura war lauter, schriller, aber keine der Akteurinnen war nur annähernd so gut wie Sina am Nachmittag. Zeit fürs zweite Dessert. Banyadees treuer Begleiter war inzwischen seiner süssen, italienischen Versuchung erlegen. Als Banyadee an der Rezeption sein Badetuch wechselte erbarmte sich Chanel seiner: "Immer noch allein unterwegs?", fragte sie schon fast ungläubig. Banyadee hatte eine Pendenz, die er unbedingt heute noch erledigen wollte / musste, da diese "Pendenz" namens Kendra sonst für längere Zeit nicht mehr verfügbar gewesen wäre. Mit ihr durfte er bei seinem letzten Besuch in der Vorwoche die 15-Uhr-Show mitgestalten. Als kleines Dankeschön, weil sie so unglaublich intensiv küsste, versprach er ihr einen Zimmergang. Aber wie es sich mit Pendenzen eben so hat, war sie, im grossen Haufen nicht mehr auffindbar. Banyadee staunte nicht schlecht, als Laura kurz vor 21 Uhr nochmals die Bühne für eine Show vorbereitete. Anscheinend war sie in Partystimmung. Und tatsächlich durften sich wenig später zwei gestandende Männer von zwei heissblütigen Damen nach Strich und Faden verwöhnen lassen.
Wer ist Iris?
Gab's danach noch eine vierte Show? Banyadee weiss es nicht, denn er war mit der herzensguten Kendra im romantischen "Rom" und brachte das zu Ende, womit sie vor sieben Tagen vor Publikum begonnen haben. Er genoss jede Sekunde mit der verführerischen Freundin, die sowohl griechische wie auch rumänische Wurzeln hat. Das gemeinsame Duschen und gegenseitige Necken in der Dusche setzte dem zweiten Showblock - diesmal ohne Publikum - das "I-Tüpfchen" auf. Als Banyadee wieder unten in der Manege stand, lagen erneut Badetücher auf der Bühne bereit. Sein treuer Begleiter sass schon ganz gespannt in der Loge. Es nehme ihn Wunder, wer an der nächsten Show auftreten werde. Wenn ihm die Akteure und Akteurinnen gefallen, würde er bleiben, wenn nicht, ginge er nach Hause. Gedanklich immer noch in den Armen Kendras liegend, schlenderte Banyadee ziellos durch den Club als plötzlich Bianca auf ihn zurannte und fragte: "Will you make show with my friend Iris, in five minutes, okay?" Iris? Wer ist Iris? Banyadee war ziemlich überrumpelt, konnte aber, weil Bianca fragte und auch in der Show auftreten sollte, nicht Nein sagen, eilte in die Garderobe zurück, um nochmals kurz zu duschen. Sein Körper war noch nass und er noch nackt, als Laura am Mischpult bereits den Showtune auflegte. "Oh Baby, baby", plärrte aus den Lautsprechern. Und da stand sie vor ihm, sein Show-Baby Iris. Los ging's. Sie hielt sich mit beiden Händen oben an der Stange fest, Banyadee hob ihre Beine an und schob seine Zunge zwischendurch. Ihre Lustgrotte riechte wunderbar. Dann legte sie sich seitlich auf den Bühnenboden, Banyadee tat dasselbe, ihre Lustgrotte nun auf seiner und sein bester Freund nun auf ihrer Augenhöhe. Zum Abschluss - die Show dauerte eine gefühlte, himmlische Ewigkeit - liebkoste er ihre natürlichen, samtenen Busen. "I hope you had fun and enjoyed it", vergewisserte sich Iris. "I did, I hope it was okay for you as well". "Yes", gab sie zur Antwort, küsste den Banyadee nochmals innig und verschwand dann in der Umkleide.
"Why do you want to go to Munich?"
"Yes man, this is the best club in the world", gröhlten zwei amerikanische Gäste an der Bar, die in der Spätschicht von Lori, der fleissigen Biene aus dem "Westside", betreut wurde. Evelina stand mit einem Drink in der Hand dazwischen und unterhielt die beiden Amis sehr temperamentvoll in filmreifem Italo-Englisch. Auch sie schien ihren Spass zu haben. Banyadee liess die verbleibende Zeit gemächlich auf dem grossen, rota Sofa ausklingen, mit Quatschen und ein wenig Massieren. Um 1.59 Uhr signalisierte der Titel "Time,to say goodbye", dass es Zeit zum Aufbruch ist. In der Garderobe kam er noch mit zwei indischen Geschäftsleuten ins Gespräch. "Do you know such as club in Munich?" Banyadee antwortete kurzangebunden. "Why, do you want to go to Munich, stay here, it can't get any better elsewhere." Ein letzter Blick auf das Handy-Display: 02.08 Uhr. "Isch alles guet gsii?", wollte sich Chanel noch vergewissern. Es war der ganz normale Dienstags-Wahnsinn, so wie immer, dachte sich Banyadee. "I will be back!"