Ach Gabriel, welch eindrückliche Karriere du da hingelegt hast – eine Erfolgsgeschichte, die wohl nur deshalb nicht in Lehrbüchern steht, weil selbst der Duden noch nach Worten sucht. Einst als das „neue Globe der Szene“ angekündigt, heute eher das Paradebeispiel dafür, wie man sich mit genügend Selbstüberschätzung über jede Realität hinwegträumen kann.
Im „Freubad“ hast du den bewährten Standard-Service kurzerhand abgeschafft – ein Schritt, den man wohl nur als visionär bezeichnen kann, wenn man Innovation mit Rückschritt verwechselt. Von dem einst vielgelobten Club blieb danach ungefähr so viel übrig wie von einem Planschbecken nach der Trockenzeit.
Und dann kam das FKK Neuenhof – dein ganz persönliches Intermezzo zwischen Hoffnung und Havarie. Man sagt, man habe dich dort „mit Schimpf und Schande“ verabschiedet – offenbar eine kreative Art, „Hausverbot mit Applaus“ zu sagen.
Doch du bist ja ein Stehaufmännchen. Also weiter mit dem „Medusa“ – ein Name, der rückblickend treffender nicht hätte sein können: Wer hinsah, erstarrte. Das Pulver war schnell verschossen, juckt die Nase immer noch? Die Schatztruhe leer, die Türen zu. Aber immerhin – ein würdiges Ende im Stil des Hauses.
Und nun also das „Zeus“. Die grosse Rückkehr, das selbsternannte „Globe der neuen Generation“. Nur dumm, dass dir beim Versuch, dich mit den Besten zu messen, schon die Knie zittern, sobald im „Palace“ das Licht eingeschaltet wird. „Fake im Palace“, sagst du? Dabei bist du selbst der wohl treueste Fanclub deiner Konkurrenz: aufmerksam beobachten, was sie machen, dann Motto kopieren, Farbe anpassen, fertig. Kreativität à la Copy & Paste.
Gabriel, schlag doch bitte mal im Duden nach. Unter „Wahrheit“ steht dort der Hinweis: „Wussten Sie schon? Dieses Wort gehört zum Wortschatz des Goethe-Zertifikats B1.“ – ein Niveau, das dir den Zugang zu völlig neuen Erkenntnissen eröffnen könnte.
Denn wenn du schon keine Ideen hast, könntest du wenigstens verstehen, worüber man redet. Aber gut, man kann nicht alles haben – besonders, wenn man glaubt, der Applaus aus der eigenen Echokammer sei Zustimmung.
Und während andere Clubs Talente fördern, verschwinden bei dir die Besten still und leise. Laura, einst als Aushängeschild gedacht, ist längst Geschichte. Kein Wunder – schliesslich heisst es, bei dir seien nur diejenigen „gut genug“, die den Willi gratis versorgen.
Doch immerhin, eines bleibt dir: Konsequenz. Du hast es geschafft, aus jeder Chance ein Experiment zu machen – und aus jedem Experiment ein Lehrstück darüber, wie man alles richtig ankündigt und dann doch gründlich vergeigt.
Ach, Gabriel. Der Mann mit dem Tagesplan. Ein Begriff, der seither in allen Clubs nur noch flüsternd ausgesprochen wird – irgendwo zwischen Lachanfall und posttraumatischem Kopfschütteln. Es war alles „durchgetaktet“, „koordiniert“, „professionell“ – zumindest laut Gabriel selbst. Nur dumm, dass sein Plan schon beim Frühstück kollabierte wie ein Kartenhaus im Föhnsturm.
Die Wahrheit? Ein Chaos, so groß, dass sogar der Google-Kalender um Gnade flehte. Termine doppelt, Aufgaben vergessen, Leute an den falschen Orten – kurz: ein logistisches Armageddon in Flipflops. Seit diesem Tag gilt das neue Club-Sprichwort:
„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht – und wer einmal Gabriels Tagesplan gesehen hat, der verlässt sich lieber auf den Zufall.
“Und ja, man könnte fast Mitleid haben – wenn er nicht nach jedem Desaster so täte, als sei das alles genau so geplant gewesen. In Wahrheit war’s wie immer: erst grosse Töne, dann grosses Schweigen, und am Ende das vertraute Schulterzucken: „Jungs, läuft doch!“Nur dass es eben nie lief – höchstens davon.
Afrim ist Gabriels Chef. Noch.
Dem Vernehmen nach droht Afrim der Knast, und Gabriel steht schon daneben – nicht betroffen, sondern grinsend.Man könnte fast meinen, er reibt sich die Hände aus Sorge. Tut er aber nicht. Er reibt sie, weil sie bald ihm gehören sollen – Bar, Schlüssel, Kühlschrank, Zeus.
So erzählt er es zumindest den Girls, die natürlich auch nervös sind, weil der Eigentümer hinter Gittern muss.
Verständlich.
Während Afrim schweigt, plant Gabriel bereits die Thronübernahme, als wär’s ein Naturrecht.Loyalität? Nur dem eigenen Spiegelbild.Der eine geht einfahren, der andere fährt sich warm.
Und wenn man ihm zuhört, wie er das Zeus „retten“ will, spürt man diesen vertrauten Duft – eine Mischung aus Selbstüberschätzung, kaltem Rauch und der Ahnung eines neuen Desasters.
Doch keine Angst: Der Duden hat schon reagiert.
„übernehmen“ (Verb): etwas ruinieren, das einem noch nicht einmal gehört.
„loyal“ (Adjektiv): sich beim Chef schon mal am Büroschlüssel versuchen, bevor der Haftbefehl da ist.
„Gabriel“ (Eigenname): siehe auch Unbelehrbar, Selbstsabotage und Tagesplandesaster.
Afrim sagt nix. Gabriel plant schon das Opening. Und irgendwo hinten in der Ecke murmelt der Duden:
„Katastrophe, Substantiv, feminin – Beispiel: Das Zeus unter neuer Leitung.“