Nachdem ich rekordverdächtige 7 Stunden in einem Club verbracht habe, gingen mir folgende Gedanken durch den Kopf.
Wir sprechen von 40-Stunden-Wochen. Das ergibt Arbeitstage mit Mittagessen-Unterbruch von insgesamt 8 Stunden, 5 Tage die Woche. Das bedeutet: Um 7.30 Uhr beginnt die Arbeit, um 12 Uhr gibt es Mittagspause, ab 13.30 Uhr geht es weiter, und um Punkt 17 Uhr wünscht man allen einen schönen Feierabend. Die Finken werden geklopft, es geht nach Hause oder – je nach Lust und Laune – noch zum Feierabendbier oder einem Schlummertrunk. Die Lohnauszahlung erfolgt Ende Monat. Das Gehalt inklusive aller Abzüge ist geregelt und bekannt, man kann also genau planen, was einem das Leben je nach Lohnhöhe so alles schenkt. Und wenn es mal etwas weniger zu tun gibt, rüttelt das nicht wirklich am monatlichen Lohn.
Ein bisschen anders sieht so ein Arbeitstag wohl bei den WG’s aus. Während meiner 7-stündigen Präsenzzeit bin ich um 19 Uhr nach Hause gegangen. Kurz nach meinem vorgezogenen Mittagessen um 12 Uhr habe ich eingecheckt. Während ich auf dem Heimweg war, hatten die WG’s mit der Club-Öffnungszeit um 11 Uhr bereits 8 Stunden hinter sich. Das heisst: präsent sein. Abrufbar. Bereit für einen möglichen Einsatz. Vielleicht haben sie auf Arbeit gewartet, vielleicht hatten sie einen guten Tag – oder eben noch keinen einzigen Franken verdient. Vorhersehen lässt sich das nicht. Sicher ist nur: Nach 8 Arbeitsstunden ohne Lohnzusicherung liegen immer noch 5 Stunden bis zum frühestmöglichen Arbeitsende um Mitternacht.
Je nach Wochentag kommen dann noch 2 Stunden obendrauf, bis der Club um 2 Uhr schliesst.
Natürlich gibt es stärker frequentierte Uhrzeiten: kurz vor dem Ende der Happy Hour oder zur üblichen Feierabendszeit, wenn die Gäste eintreffen. Man könnte also taktisch vorgehen und erst dann erscheinen… Doch genau das würde bei regelmässiger Anwendung – und ohne fairen Wechsel untereinander – schnell für Reibungen sorgen. Über 13 Stunden Präsenz und dann noch Zickereien? Nein, das liegt nicht drin.
10 Stunden an einem eher schwachen Tag, die gute Laune ist sowieso nicht rund um die Uhr abrufbar. Und wenn man dann einmal nicht frisch-fröhlich-lächelnd die Aura verströmt, die beinahe selbstverständlich erwartet wird – weil man ja von dieser WG gelesen oder etwas vom Kollegen gehört hat – dann heisst es trotzdem: abliefern! Alles geben. Klar gibt es dabei Schwankungen in der Qualität. Drückende externe Faktoren kommen hinzu, und die Chemie stimmt auch nicht immer auf Anhieb.
Eine Absage? Theoretisch möglich, praktisch aber kaum drin. Wenn überhaupt, dann höchstens ein etwas zurückhaltenderes Vorgehen. Denn schliesslich soll in den rund 15 Stunden doch ein bisschen etwas als zusammengetragener „Stundenlohn“ nach Hause getragen werden. Ganz ohne Zickereien oder Reibereien.
Sprungbereit bleibt man sowieso, auch links und rechts. Manchmal versucht man, sich mit Geldeinsatz einen Vorsprung zu verschaffen: Fingernägel, Lippen, Haaransätze, Klamotten (ok, nicht jeden Tag), Lotions, Tattoos, Piercings – oder etwas anderes, das aus der Reihe fällt. Und die Auslagen hören hier nicht auf: Essen, Wohnen, KK, vielleicht sich sogar mal etwas gönnen, sofern es nicht schon im Tatoo verpackt angekommen ist. Geld nach Hause schicken, ein Flugticket – auch das kommt hinzu.
Dann der nächste Tag. Vermutlich nicht 7, sicherlich mehr als 5 Tage die Woche, vorzugsweise an den Wochenenden. Vielleicht wieder 7 Stunden für die Katz?
Dann ein Rückschlag: ein Forumseintrag. Negativ bewertet oder eine Kollegin positiver erwähnt. Beides kann auf die Hoffnung drücken, dass der Lohn pro Stunde steigt. Wie der Tag wird? Keine Ahnung…
Eigentlich ist es schon krass, einen solchen Arbeitstag einmal aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Vielleicht könnte man ja sogar ein gut gelauntes Lächeln zurückgeben.
Zum Auffangen! Ist es nicht wie beim Rauchen? Es gibt Genussraucher, Stressraucher, Einfach-so-Raucher, weil es die anderen auch machen, Suchtraucher – und viele Zwischennuancen.
Wenn man nach 10 Stunden Warten auf einen möglichen Einsatz mal eine leicht falsche Einschätzung trifft, ist das doch mehr als verständlich. Oder nicht?
Von meiner Seite jedenfalls: tiefe Bewunderung für so viel sichtbare gute Laune, die oft auch nicht so Schönes überstrahlen kann.
Anstatt Amen sage ich hier einfach mal DANKE! Tausend Dank!
Bis bald!!