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Abendschicht in der Klinik von Dr. Ingo (Globe: neuer Mottotag Montag)

banyadee

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An diesem Montagabend im März herrschte in der Schwerzenbacher Notfallaufnahme Hochbetrieb. Drei Patienten lagen mit ein- und demselben Befund völlig reglos auf dem Schragen: Akute erektile Dysfunktion. Doch sie hatten Glück. Die drei Spezialistinnen Doctora Nicoletta, Professora Elly und Urologin Ariana waren gerade frei und legten sofort Hand (und Mund) an. Ariana schaffte es mit routiniertem Zungendruck als Erste, ihren zugewiesenen Patienten vom Leiden zu erlösen, Nicoletta benötigte noch ein bisschen Fingerspitzengefühl, um ihren Patienten in den Priapismus-Zustand zu versetzen. Elly schliesslich stimulierte gekonnt die Prostata ihres Patienten, der den schmerzlosen Eingriff mit einer hör- und sichtbaren Ejakulation quittierte. Nach dieser Spontan-Behandlung auf der Notfallaufnahme, die auch einigen interessierten Medizinstudenten als Weiterbildung und zur Erfahrungssammlung diente, wandten sich die drei Top-Ärztinnen aus Dr. Ingos Klinik wieder ihren Sprechstunde-Patienten auf den Abteilungen zu.

Täglich variierende Menüs

Auch das restliche Pflegepersonal war an diesem Montag immer wieder mit Patienten auf den Zimmern beschäftigt. Banyadee, mit einem undefinierbaren Gefühl im Lendenbereich und einer leichten Abgeschlagenheit, sass seit dem späten Nachmittag im Wartezimmer und überbrückte die Zeit bis zum Erstuntersuch mit Zeitunglesen, Kreuzworträtseln - der immer hilfsbereite und ausgeglichene Mr. Fritz vom Empfang hat ihm freundlicherweise einen Kugelschreiber ausgeliehen - und einem Abstecher in die Caféteria. Dort erfuhr er im Gespräch mit dem Küchenchef, dass die kulinarischen Themenwochen aufgehoben worden sind und die Menüs neu täglich variieren. Dieser Wechsel ermögliche ihm mehr Spielraum und Kreativität, wie der Mann fürs Kulinarische erklärte. Das Essen - Banyadee entschied sich für den Rindsburger mit Kartoffelwedges - war wie gewohnt von hoher Qualität.

Gut gebuchte Chefärztinnen

Wieder zurück im Wartezimmer nahm Ariana eine erste Anamnese vor und hätte den Banyadee auch gleich zur Spermaprobe ins Labor mitgenommen. Weil er aber mit gesättigtem Magen noch nicht bereit war und zuerst noch etwas pausieren wollte, bat er die Fachärztin, später nochmals vorbeizuschauen. Na ja, das war wieder einmal ein strategischer Fehlentscheid, wie sich herausstellen sollte. Denn auch an einem normalen Wochentag ist es schwierig, einen Termin bei den Chefärztinnen zu erhalten, da sie stets gut bis sehr gut gebucht sind. Doch die Warterei, bis die nächste Krankenschwester oder Assistenzärztin vorbeikam, verlief kurzweilig. Banyadee traf auf weitere Mitleidende, die er von früheren Konsulationen her kannte. Interessant, dass alle genau wieder auf den Montag hin krank wurden und die Klinik gleichzeitig und miteinander aufsuchten.

Und eine echte Ärztin

Auf dem Weg zu den sanitarischen Einrichtungen, vorbei an den halboffenen Operationssälen, begegnete Banyadee einem ihm bislang noch unbekannten Geschöpf, das sich als Schwester Axelle vorstellte und ihn bat, ihre etwas verrückten, weissen Hygiene-Strümpfe zu straffen. Hilfsbereit, wie er ist, erwies ihr Banyadee diesen Dienst. Und just als er sich bückte, richtete sich hinter ihm eine grossgewachsene Persönlichkeit auf, die sich als Ärztin zu erkennen gab und einer Triage anerbot. Einschub: in ihrer Heimat Rumänien hat sie laut eigenen Aussagen ein Arztdiplom. Leider hat er ihren Namen vergessen. Muss er sich deswegen beim nächsten Mal bei der Neurologie oder schon gar in der Geriatrie melden?

Visite des Klinikchefs

Plötzlich wurde die klinische Sterilität durch mitreissende Musik unterbrochen. Die junge Arzt-Praktikantin Alma hatte ganz offensichtlich eine Pause nötig und versuchte sich mit Gymnastik im Bewegungs- und Therapiezimmer zu entspannen. Neugierig und mit grosser Bewunderung folgte der Banyadee durch den Türspalt hindurch ihren professionellen und ästhetisch sehr ausgereiften Übungen. Klinikchef Dr. Ingo war just zu diesem Zeitpunkt auf Visite, holte sich im Pausenraum ein koffeinhaltiges Getränk und setzte sich zum Personal und den Patienten. Alma muss die Not und Hilfsbedürftigkeit dem Banyadee angesehen haben. Es brauchte nur ein kurzes Lächeln, ein zustimmendes Nicken und schon hatte sie seine Hand im Griff und überführte ihn eilenden Schrittes ins nächste freie Behandlungszimmer. Bevor sie sich an den nackten Körper ihres Patienten herantastete, vollzog sie ein standardgemässes Reinigungsprozedere. Banyadee fühlte sich etwas nervös, war er doch zuvor noch nie von dieser jungen, 19-jährigen angehenden Medizinerin versorgt worden. Mit einem fix in ihrer Zungenspitze steckenden, metallischen Instrument begann sie eingehend seine Mundhöhle zu untersuchen, bevor sie dieselbe Vorgehensweise im unteren Lendenbereich fortsetzte. Dabei blickte sie dem Banyadee tief in die Augen als ob sie daraus die Ursache für sein Leiden analysieren wollte. Da Frau Doktorandin auf eine Anaesthesie verzichtete, spürte Banyadee ein leichtes, aber wohliges Kribbeln, das sich über seine ganze Körperlänge von 1,92 Meter erstreckte. Die orale und visuelle Amnese schien nun abgeschlossen und Alma wusste einen Ausweg, um das dumpfe Druckgefühl im Lendenbereich zu lösen. Sie richtete sich auf, drehte sich um und brachte sich als lebendinges Hilfsmittel für eine intensive Beckenboden- und Oberschenkelmuskel-Übung in Stellung. Banyadee folgte brav der ärztlichen Verordnung und siehe da: nach ein paar kontrollierten Verrenkungen und Stössen - oh Wunder! - liess der Druck nach und Banyadee fühlte sich geheilt. Er dankte Alma für ihre richtig eingeschätzte Heilmethode und war sich sicher, dass sie einst mit summa "cum" laude ihren Abschluss meistern wird.

Schwester Sina

Auf dem Gang zurück ins Wartezimmer lief Banyadee seiner geliebten Schwester Sina in die Arme. Geduldig erkundigte sie sich nach seinem Befinden. Ihrem etwas irritierten Blick zufolge, konnte sie nicht glauben, dass der Banyadee nach dieser kurzen Konsultation schon vollständig genesen war und vereinbarte mit ihm eine Nachkontrolle. Warum nicht eine Zweitmeinung einholen? Gesagt, getan. Nach einem ausführlichen Vorgespräch bezüglich Behandlungsumfang und den möglichen Nebenwirkungen in einer etwas ruhigeren Ecke des öffentlichen Wartebereichs, klärte Sina bei der Zimmerdisposition ab, ob noch ein Platz in der Intensivstation frei wäre. Sie wollte wohl kein Risiko eingehen. In der hell beleuchteten ICU-Station im Erdgeschoss angekommen, legte sich der Banyadee rücklings aufs Bett, während Sina ihre Behandlungsutensilien schön säuberlich nebeneinander bereit legte. Banyadee wollte noch um eine örtliche Betäubung bitten, doch er war mit seinem Begehren zu spät. Sina setzte umgehend zu einer tiefen und gründlichen Nachkontrolle an und säuberte den betroffenen Bereich unter Einsatz von sehr viel Saliva, was für eine völlig schmerzfreie Behandlung sorgte. Nach diesem oralen Abstrich ortete ihr süsser Röntgenblick ein unangetastetes Sperma-Reservoir, das es noch zu leeren galt. Auch dieses Problem konnte durch eine intensive und kräftige Beckenboden- und Oberschenkelmuskel-Übung erfolgreich gelöst werden. Erneut stand das medizinische Pflegepersonal als Hilfsmittel zur Verfügung. Die Intensität war derart hoch, dass der Banyadee haarscharf einem Herzinfarkt vorbeischrammte und beinahe ins Komma fiel. Nur gut, hatte Schwester Sina in weiser Voraussicht die Intensiv-Station gewählt, dachte er sich. Zu einer Herzmassage kam es dann glücklicherweise doch nicht. Mit einer ausdauernden Mund-zu-Mund-Beatmung half sie ihm aber wieder auf die Sprünge.

Als Banyadee, fürsorglich gestützt und begleitet von Schwester Sina, das Zimmer in Richtung Garderoben für Tagespatienten verliess, war es in der Klinik von Dr. Ingo bereits Nacht geworden. Erleichtert, beruhigt und völlig entspannt gab er dem "Nachtportier" Angelo den Schlüssel zurück und verlangte nach dem Arztbericht, der aber seltsamerweise nicht mehr auffindbar war. Schade, gerne hätte Banyadee den Rapport seiner Krankenkasse weitergeleitet. Vielleicht hätte sie sich an den Behandlungskosten beteiligt...
 
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