Aha, ein Jurist

Wollen wir den Beruf mal nicht ĂŒberschĂ€tzen. Was man fĂŒr die 300+ Fr. (+3% fĂŒr Kopien und BĂŒromaterial) pro Stunde fĂŒr einen Junior kriegt, ist meist schlicht eine Katastrophe. Wenn es einen Beruf gibt, der bedroht ist von AI, dann die des Junior-Juristen (oder auch der schwachen Partners - von denen gibt es auch eine ganze Menge, was da teilweise fĂŒr ein Vermögen erbastelt / ohne Verstand zusammenkopiert wird ist schlicht eine Frechheit fĂŒr den Kunden) in einer Wirtschaftskanzlei.
Ich missgönne keinem Girl einen guten Verdienst fĂŒr einen harten, emotional extrem herausfordernden Job (ĂŒberleg dir mal, wieviel Geld du möchtest, manchen GĂ€sten ZK und ein gutes GefĂŒhl zu geben).
Zur RealitĂ€t: Jura ist auch seit jeher ein typisches âNotstudiumâ (Sprich: kann / will keine Mathe, bin auch nicht gut in Fremdsprachen, habe Matura nur knapp geschafft, aber Papi will ein Studium sehen).
Ăbrigens sind in Unis, wo die Leute unterschiedlicher Fachrichtungen in Vorlesungen zusammen Recht studierenm, die Jus-ler zB den VWL/BWLer in den juristischen FĂ€chern hoffnungslos unterlegen.
Ich wĂŒrde sogar behaupten, dass in einem IQ-Test das typische Globe-Girl (die sind nĂ€mlich meist viel schlauer als man denkt) dem typischen Juristen deutlich ĂŒberlegen ist.
Ăberhaupt wĂŒrde es uns GĂ€sten gut zu Gesicht stehen, mal den StandesdĂŒnkel abzulegen.
Der Beruf als WG ist physisch und psychisch fordernd und intellektuell anspruchsvoller als man denkt (Sprache, GedĂ€chtnis). Nur weil es dafĂŒr kein 4-Jahre Uni-Studium braucht, ist noch lange kein Grund, das gering zu schĂ€tzen.
Gerade kĂŒrzlich erlebt: Ein Girl (nur einmal fĂŒr 90 min im Zimmer) nach gut 6 Monaten wieder gesehen. Sie konnte sich exakt an jedes Element erinnern, inklusive dass ich damals eine bestimmte Uhr getragen habe, mit welchem Girl ich nachher im Zimmer war und mein GetrĂ€nk von damals. Das ist eine eindrucksvolle Leistung in einem Dienstleistungsberuf.
Sehr interessante Sichtweise und Argumente
@Komparse . Und das meine ich wirklich ernst und nicht ironisch. Als Wirtschaftsjurist, der sowohl BWL als auch Jura studiert, hat stimme ich dir... Na? Hast jetzt ein Nicht erwartet?

Es kommt aber keins, denn ich stimme dir tatsÀchlich grösstenteils zu. Zuerst aber mal zu den wenigen Punkten, bei denen ich dir nicht zustimme:
1. Ein Jurist, vor allem ein Volljurist, muss schon eine Odyssee durchlaufen, bis er endlich mal voll qualifiziert ist und Geld verdienen kann. Auch die Juniors. Matura (auch mit Fremdsprachen, Mathe etc.), Jura-Studium, vorgeschriebene Praxis, AnwaltsprĂŒfung. Ein Girl muss diese Tortur nicht durchlaufen und wenn du ehrlich bist, dann weisst du das auch.
2. Die JuristentÀtigkeit besteht dann schon aus etwas mehr als nur kopieren. Ich denke auch das weisst du.
3. Auch wenn die Juristen nicht gerade die Hellsten sein mögen, so denke ich nicht, dass, Zitat, "in einem IQ-Test das typische Globe-Girl (die sind nĂ€mlich meist viel schlauer als man denkt) dem typischen Juristen deutlich ĂŒberlegen ist". Auch da hoffe ich, dass du das nicht wirklich glaubst, sondern weisst, dass es nicht so ist.
Beim Rest deines Posts stimme ich dir zu und habe beim Lesen auch ziemlich gegrinst. Es stimmt: das Jus-Studium ist intellektuell nicht sonderlich anspruchsvoll. Es hat kein wirklich intellektuell forderndes Element. Keine Mathe, keine Statistik, keine Ăkonomie, keine BuchfĂŒhrung und auch keine IT mit Excel oder, neuerdings sogar in manchen BWL-StudiengĂ€ngen ĂŒblich, programmieren mit Python o.Ă€. Die Juristen sind ĂŒblicherweise in Mathe und in logischem Denken eher schwach. Vonseiten der BWLer dazumals wurde stets gewitzelt: Jura studiert wer denkt, dass 1+1=11 ergibt. Was da bei Gerichtsurteilen mitunter fĂŒr eine Logik und Intelligenz an den Tag gelegt wird, da muss ich sagen, das geht teils auf keine Kuhhaut; wo man sich wirklich fragt was mancher Richter geraucht hat.
Das Jus-Studium ist eigentlich nur aus zwei GrĂŒnden "schwer": Erstens, es ist einfach verdammt arbeitsintensiv. Verglichen mit meinem BWL-Studium, hat das Jura-Studium schon enorm viel Arbeit und Zeit gekostet. Du musst einfach so viel lesen. Zweitens, die Notengebung ist, aus welchem Grund auch immer, notorisch streng. Ob oder inwiefern die Mehrheit der Juristen keine berauschenden Noten hat, weil sie keine intellektuellen Höhenflieger sind oder weil die Notengebung absichtlich streng ist, kann ich nicht sagen. Wird irgendwo an beidem liegen denke ich mal.
Es erstaunt mich auch immer wieder wie faul viele Juristen dann in der Praxis sind, vor allem im öffentlichen Sektor. Klar, das Beamtentum ist die Inkarnation der Faulheit. Trotzdem wĂŒrde man doch denken, dass dadurch, dass ja das Jura-Studium vor allem durch ArbeitsintensitĂ€t und zeitlichem Aufwand besticht, die Juristen doch irgendwo Fleiss in ihrer DNA haben mĂŒssten.
Was man den Juristen hingegen zugestehen muss ist aber: sie können gut kommunizieren. Sie sind geschickte Wortakrobaten. Sie sind (hĂ€ufig aber auch nicht immer) rhetorisch recht stark; sowohl in der schriftlichen als auch in der mĂŒndlichen Kommunikation. Ich bin eher BWL-mĂ€ssig angehaucht und obwohl auch ich denke, dass ich kommunikationstechnisch recht gut bin, muss ich sagen, dass diejenigen, die eher Jus-mĂ€ssig angehaucht oder gar Volljuristen sind, in der Kommunikation schon stĂ€rker sind. Vor allem in der mĂŒndlichen. Da beneide ich manchmal die Juristen wie schlagfertig sie sind und sich spontan sehr prĂ€zise und geschickt ausdrĂŒcken können.
Zu guter Letzt noch dein Punkt ob und inwieweit KI die Jurisprudenz bedroht: die KI ist schon ziemlich weit. Sie hat sogar in den USA schon die AnwaltsprĂŒfung bestanden (einfach googeln "AI passed American Bar exam"). Die KI ist noch nicht so weit, dass sie einem richtig guten Juristen das Wasser reichen könnte. Aber sie ist auch nicht mehr allzu weit davon entfernt. Da die Juristen jedoch das Staatsmonopol innehaben, werden sie es nicht zulassen, dass die KI sie allzu arg in BedrĂ€ngnis bringt. Zuvor werden sie mit Gesetzen, Regulatorien und allen möglichen juristischen Werkzeugen intervenieren. Ob und inwiefern sich die KI dann aufhalten lĂ€sst, wird sich zeigen. Italien hat ja versucht gesetzlich gegen KI vorzugehen. Die Geschichte hat jedoch gezeigt, dass Gesetze selten etwas wirklich aufhalten: Verbrechen finden dennoch statt obwohl sie gesetzeswidrig sind. Die grosse Prohibition in den USA hielt die Leute nicht davon ab Alkohol zu konsumieren. Das DrogengeschĂ€ft blĂŒht obwohl es illegal ist. Prostitution ist in manchen LĂ€ndern gesetzlich verboten und trotzdem wird sie praktiziert.