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"Gabi und Gabriella" - ein Märchen aus dem Dietiker Industriewald

wiederum ein toller poetischer Bericht ❗
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wer ist Pinocchio❓hat "El Perversito" Torstens Einladung angenommen?
Nein, der "El" war es nicht...
 
wiederum ein toller poetischer Bericht ❗
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...dass sich Pinocchio aus den sanften Hügeln im Osten des Landes in die Niederungen verirrt hatte, nun neben dem einsamen Radler sass und mit seinen Abenteuern aus aller Welt prahlte. Meine Güte, konnte der wieder einmal lügen! Die Zwerglein schienen von seinen Lügengeschichten aber sehr angetan...
wer ist Pinocchio❓hat "El Perversito" Torstens Einladung angenommen?
 

banyadee

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Hinweis: Die folgende Geschichte ist sowohl für Geburtstagskinder über als auch unter 16 Jahren geeignet:

Es war einmal an einem schönen Frühlingstag als ein einsamer Radler frohen Mutes der idyllisch geschwungenen Limmat entlang fuhr. Sein Ziel, das er noch vor Anbruch der Dunkelheit erreichen wollte, war der düstere Industriewald von Dietikon, wo Schneewittchen (Gabi) mit ihren 17 Zwerglein und dem Riesen haust. Ein Ort, wo jeder Fremde, der an die Tür klopf, mit offenen Armen empfangen wird, gegen einen bescheidenden Obolus Liebe und Zuneigung erfährt, sich ausruhen und frisch machen darf, Tranksame und ein warmes Bett erhält. Diese besondere Art der Gastfreundschaft wurde dem einsamen Radler schon während früheren Rasthalten zuteil. Doch dieses Mal war die Vorfreude und Neugierde besonders gross, war ihm doch von anderen Reisenden zu Ohren gekommen, dass eine Fee, mit langem goldenen Haar und einer bezaubernden Ausstrahlung, bei Schneewittchen um Unterschlupf gebeten hat. Eine Fee, welche im entfernten Glattal, so die Legende, mit ihrem feinfühligen und humorvollen Wesen Hunderte Männer um ihre Finger wickelte und sicher auch mindestens soviele Herzen brach. Man sagte dem einsamen Radler, noch bevor er sich auf die Reise machte, dass die Fee - ein irdischer Engel - auf den Namen Gabriella hört....

Küsschen, ein Zauberelixier und Ella

Wohlbehalten aber etwas durchkühlt vom rauen Klima im tiefen, dunklen Wald, stand der einsame Radler viele Stunden später vor dem Knusperhäuschen und bat ehrfürchtig um Einlass. Schneewittchen, mit ihren pechschwarzen Haaren, ihren funkelnden Augen und ihren blutroten Lippen, die Schönste im ganzen Land, und an diesem Feiertag noch schöner denn je, erbarmte sich auch um des Radlers zweirädrigen Fuhrwerks und gewährte den beiden herzlich Gastrecht. Das Fuhrwerk in der Besenkammer abgestellt - Ständer ausgeklappt - gab sie dem Radler ein Schlüsselchen für ein Kästchen, wo er sein weniges Hab und Gut hineinstellen durfte. Sie stattete ihn weiter mit einem Stück flauschigen Stoffes aus, mit dem er, nach einem erwärmenden Bad, seinen nassen und müden Körper abtrocknen konnte. Kaum hatte er in der guten Stube Platz genommen, eilten schon die Zwerglein herbei - schön der Reihe nach, eine nach der anderen - und musterten den Fremden mit Streicheleinheiten, Wangenküsschen und Umarmungen. Sie reichten dem Radler ein munter machendes Zauberelixier und bemühten sich um sein allgemeines Wohlbefinden. Ein junges Zwerglein namens Ella, mit Wurzeln in den transsilvanischen Wäldern, wo Dracula sein Unwesen treibt, versuchte mit ihrem spitzbübischen Lächeln und ihren beiden nicht übersehbaren Holzhaufen vor der Hütte den Radler zu verführen. Sie tänzelte ihm etwas vor, wurde dann aber für "Haushaltsarbeiten" abberufen und war in der wohlig warmen Stube bis auf Weiteres nicht mehr gesehen. Keine Tragödie, denn der Radler führte ja anderes im Schilde.

Riese auf dem Haus, Pinocchio am Lügen

Schneewittchen war fleissig mit dem Bestücken der Vorratskammer, dem Erstellen des "Ämtliplans" für die nächsten Tage und der Wäsche, die sich wegen den zahlreichen Gäste türmte. Sie machte aber einen glücklichen, zufriedenen Eindruck und tippelte immer wieder am einsamen Radler vorbei. Der Riese war aus dem Haus, also tanzte die Maus. Doch der Engel, für den sich der Radler extra auf den beschwerlichen Weg begeben hatte, war noch nicht erschienen. Denn seit seiner Ankunft im tiefen, dunklen Industriewald, so beschied man dem Fremden, habe der Engel schon viele neue Freunde gewonnnen. "Aber hab' Geduld, du Fremder, es sollte nicht mehr lange dauern." Der einsame Radler war überrascht, dass sich auch Pinocchio aus den sanften Hügeln im Osten des Landes in die Niederungen verirrt hatte, nun neben dem einsamen Radler sass und mit seinen Abenteuern aus aller Welt prahlte. Meine Güte, konnte der wieder einmal lügen! Die Zwerglein schienen von seinen Lügengeschichten aber sehr angetan. Je länger, desto mehr - oder war es umgekehrt? Wenn doch der einsame Radler auch so lügen könnte wie Pinocchio, seufzte er leise vor sich hin.

Harmonisches Halleluja

Dann stand plötzlich völlig unerwartet wie aus dem Nichts der Engel Gabriella in der Stube und warf dem einsamen Radler einen verstohlenen Blick zu, der aber so hell war wie das ewige Licht hinter der Himmelspforte und alles ausblendete, was zwischen den beiden herum geschah. "Oh mein Gott, ich lüge nicht....aber...du bist ja noch schöner als Schneewittchen", stammelte der einsame Radler. Und schwupps hatte der Engel seine Flügel ausgebreitet und den Radler ganz nah an seine Brust genommen. Er, sonst selten um ein Kompliment verlegen, war wie verstummt und mit beiden Augen sog er die Schönheit auf, die in Millimeter-Distanz vor ihm aufblühte. Und aufs Lügen, ja, darauf konnte er nun getrost verzichten. Wie hypnotisiert folgte der Radler dem Engel ins Schlafgemach wo er mit den Fingern das berührte, was er unten in der Stube mit seinen Augen aufgesogen hatte. Dann flüsterte er dem bäuchlings auf dem Bett liegenden Engel, seine Flügel hatte er dazu abgelegt, eine Floskel ins Ohr, die er dort aufgeschnappt hat, wo der Engel seine ersten irdischen Lebensjahre verbrachte: im Reich von Sissi und ihren Kaisern. Der Engel reagierte mit einem lauten, langen Lachanfall, der durch den ganzen Wald hallte und so ansteckend war, dass der Radler mitlachen musste. Engel und Mensch vereinten sich, nachdem sich beiden wieder beruhigt hatten, zu einer einzigartigen Symbiose, die - leider viel zu schnell - in einem harmonischen "Halleluja" gipfelte.

Hunderte von Engelskinder

Engel und Radler sassen anschliessend noch in der guten Stube eng beeinander. Pinocchio war bereits wieder weitergezogen, die übrigen Wanderer und Reisenden hatten sich mit den süssen Zwerglein in die Gemächer zurückgezogen. Schneewittchen belohnte ihren langen, anstrengenden Arbeitstag im Knusperhäuschen, indem sie eine Platte mit exotischen Klängen auf dem Grammophon erklingen liess. Der Engel erhob sich spontan von seinem Sitz, ergriff die Hand des einsamen Radlers und forderte ihm zum Paartanz inmitten auf der romantisch beleuchteten Waldbühne auf. Der Radler schwebte auf Wolke 7 und konnte sein Glück gar nicht fassen. Viel zu früh kam der der Moment als Schneewittchen abrupt das Licht löschte und schlafen wollte. So schnell, wie der Engel Gabriella erschienen war, so schnell war er auch wieder verschwunden. So endet das Märchen. Und wenn der einsame Radler bis zum 10. des Monats vor lauter Herzschmerz noch nicht gestorben ist, dann wird er zurückkehren, an die grosse Geburtstagsfeier im Industriewald und dort seinen Engel erneut beglücken, um seine Hand anhalten, danach zu einer Märchenhochzeit einladen und Hunderte von Engelskinder auf die Welt stellen...
 
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