Das Vorspiel
Der Samstag war der letzte Ferientag von Banyadee. Sein Aufenthalt im Norden Portugals war wiederum kurzweilig gewesen. Die Betten in seiner angemieteten Drei-Schlafzimmer-Strandvilla blieben aber kalt. So kalt wie der wilde Atlantik und die Meeresbrise zu dieser Jahreszeit. Sein brasilianisches Escort war wie vom Winde verweht. So reiste er nach fünf Tagen mit viel süssem Wein im Koffer und zwei prall gefüllten Säcken in die Heimat zurück. In Gedanken versunken sass er nach dem Umsteigen in der spanischen Hauptstadt im Flieger und starrte auf die Rücklehne des Vordersitzes. "Senor", rüttelte ihn eine Stimme aus der Tagträumerei. Eine schlanke Flight Attendant mit kurzen brauen Haaren und einem Engelsgesicht beugte sich vom Gang her über ihn und zeigte mit ihrem Finger auf sein Gesäss. "Delia!", schoss es dem Banyadee als Erstes durch den Kopf. Die Flight Attendant sieht doch haargenau wie Delia aus. Das iberische Mitglied der Kabinencrew holte ihn im nächsten Atemzug abrupt auf den Boden der Realität zurück. "Senor, el cinturon de seguridad!". Dann ertönte die Stimme des Captains aus der Bordsprechanlage- "cabin crew, please be seated for take-off" - und die attraktive Spanierin huschte davon. Ob Banyadee ihr ein Vorstellungsgespräch im Globe hätte schmackhaft machen sollen? Sie hätte dort bestimmt schnell eine grosse Fangemeinde aufgebaut. Zwei Stunden später stand er am Gepäckband Nr. 15 in Zürich und wartete auf seinen Koffer. Auf seinem Handy poppte die Nachricht eines Forumkollegens auf: "Schon gelandet?" Er sei heute in Schwerzenbach gewesen. Ein kurzer Telefonanruf und für den Banyadee war sonnenklar, wie und wo er seinen letzten Ferientag verbringen wollte.
Klasse, Stil und Sex-Appeal
Die Tür zum Paradies stand am frühen Samstagnachmittag weit offen. "Komm' herein", hörte der Banyadee eine ihm bekannte Dame rufen. Es war die unverwechselbare Stimme von Chanel, die gut gelaunt die Neuankömmlige willkommen hiess und wie im Flug das Check-in managte. Ein kurzer Handshake vom adrett gekleideten Manager Sunny, der neben der Rezeption stand, und Banyadee begab sich auf die Suche nach der Nummer "172". Er hatte einen blauen Bademantel erhalten mit dem Hinweis von Chanel, dass dieser etwas eng anliegend sein könnte. Doch Banyadee wusste sich zu helfen: Ärmel hinterkrempeln und los ging's. Die Musik im Barbereich lief auf angenehmer Lounge-Lautstärke und Banyadee bestellte zum Einstieg einen Durstlöscher. Schräg gegenüber erspähte er Elly in Begleitung, die sich wie eine Akrobatin über den Tresen schlängelte und dabei alle Hände voll zu tun hatte. Konkret: Mit der einen Hand winkte sie dem Banyadee freundlich zu, was sie mit der anderen Hand tat, liess sich unschwer erahnen. Ein Anblick, den Banyadee mit einem zustimmenden Lächeln und leiser Bewunderung registrierte: Die Lady Elly, im gleichen Jahr wie er geboren, hat's wirklich noch drauf. Eine Dame mit Klasse, Stil und Sex-Appeal.
Afternoon-Party auf der Terrasse
Da der Himmel noch wolkenlos war und das Thermometer über der 20-Grad-Marke lag, ging's weiter auf die Terrasse. Vor dem Lift begegnete Banyadee seiner Herzensdame "Sotia" Sina - Wiedersehen macht Freude! - die mit Alexandra im Schlepptau ebenfalls einen Spaziergang an der frischen Frühlingsluft plante. Oben angekommen, strömten die beiden Ladies aus und Banyadee legte sich auf eine freie Liege im Schatten. Über den Dächern Schwerzenbachs herrschte eine relaxte Stimmung. Zwei Gäste schmissen mit vier Girls spontan eine kleine Party. Bier und Weisswein flossen in Strömen und die grossgewachsene, weisshäutige Aida, Banyadee ist ein heimlicher Bewunderer von ihr, heizte die Stimmung mit aufreizenden Tanzeinlagen an. Irgendwann lagen die Teile ihres pinken Dessous verteilt über dem grünen Kunstrasen und wie ein Superstar räkelte sie selbstbewusst und stolz ihren makellosen Körper in der warmen Mai-Sonne. Banyadee fühlte sich wieder an die "Praia Amorosa" in Portugal versetzt.
Schlemmen bei Kerzenlicht und Jazz
Gegen Abend frischte der Wind auf. Ein erstes Hungerfühl beschlich den Schreibenden. Auf dem Weg zum venezianischen Dogenpalast machte er einen Abstecher an die Bar. An der kleinen Tanzstange daneben bemerkte er eine schlanke Schwarzhaarige im schwarzen Dessous. Es war Laura. Sie sah, in ihrer jüngsten Zweitfunktion als "buchbares Girl", schlichtweg umwerfend aus und wurde von den männlichen Gästen wie auch von ihren Kolleginnen mit Komplimenten überhäuft. Dann verabschiedete sie sich mit zwei Gläsern in der Hand diskret mit einem Verehrer ins nächstfreie Separee. Banyadee lief das Wasser im Mund zusammen.... als er die vielen Köstlichkeiten am Buffet sah. Er schöpfte sich von der Karotten-Suppe, probierte von den Salaten an einem rassigen Dressing, füllte sich den Teller mit Rindsteaks an einer pikanten Pfeffersauce, Bratkartoffeln und Gemüsereis und schlemmte wie Kaiser Nero durch die Dessert-Auswahl mit Panna Cotta, Schokoladenmousse, Tiramisu, Creme- und Himbeerschnitten sowie frischem Apfelkuchen. Bei Kerzenlicht und Jazz-Klängen herrschte im Palazzo eine sehr gediegene Atmosphäre. "War alles gut gewesen?", fragte der Koch-Lernende nach der kulinarischen Orgie. "Gut? Nein, das war ein Gaumenschmaus par excellence!"
Jugendfreie Shows
Gesättigt, aber hungrig nach Zweisam (Dreisam?-) keit und Liebe, setzte sich Banyadee in die Loge bei der Bühne und liess die erste Show des Abends auf sich einwirken. DJ Sunny schien ein gutes Händchen zu haben und legte in angemessener Lautstärke einen Disco-Titel nach dem anderen auf. Die Lesbo-Show mit der sehr verspielten, kindlichen Daria und einer für den Zuschauer nicht mehr identifizierbaren Gespielin wirkte sehr ästhetisch, für das "Globe" schon fast bieder und wäre anderswo in der gezeigten Art als durchaus jugendfrei durchgegangen. Banyadee faszinierten vor allem die Lichteffekte, von denen er sich erstmals so richtig gerne und mit Genuss blenden liess. Das Ganze erinnerte ihn an den Hollywood-Streifen Saturday Night Fever aus dem letzten Jahrhundert. Fehlte nur noch John Travolta.
Hochbetrieb in der Hochburg
Banyadee erschrak als er sich bei der fleissigen Doris an der Bar nach der Uhrzeit erkundigte. Er konnte nicht glauben, dass seit seiner Ankunft schon sieben Stunden verstrichen waren. Höchste Zeit für ein Schäferstündchen. Also machte er sich auf die Suche nach seiner "Sotia" Sina. Doch die war nirgendwo auffindbar. Gegen zehn Uhr herrschte in der Imperium-Hochburg Schwerzenbach Hochbetrieb, sämtliche (bevorzugten) Liebeskammern schienen angeblich besetzt zu sein. So nutzte Banyadee die Wartezeit im Whirpool sitzend mit gleichzeitiger Weiterbildung in Sachen horizontaler, körperlicher Ertüchtigung. Mann lernt ja bekanntlich nie aus im Leben. Dann endlich sah Banyadee am Horziont den grau-gefärbten Schopf von Sina, dann ihre funkelnden Augen, dann ihre roten Lippen und dann ihre beiden gepiercten Brüste und schliesslich auch ihr weisse Pedicure. Was daraufhin im Zimmer erfolgte, lässt sich in einem Satz beschreiben: Sina küsste und blies ihn ins Nirwana. Eine Meisterleistung sondergleichen.
Gloria – Balsam für die Seele
Der Schuss war nach dem Intermezzo im afrikanischen Steppen-Zimmer zwar draussen, aber die Lust noch lange nicht gebändigt. Banyadee war immer noch vom Jagdfieber getrieben und tigerte angriffslustig zwischen Kino, Buddha-Tempel und Baumhütte hin- und her. Wie aus heiterem Himmel stellte sich ihm Gloria in den Weg, die von allen Frauen mit ihrem dezenten Makeup und in ihrem traditionellen Dessous am Züchtigsten daher kam. Immerhin war es ja der Vorabend von Pfingsten, einem christlichen Feiertag. „You promised last time that next time you will go to the room with me“, erinnerte sie den Banyadee und sah ihn dabei vorwurfsvoll an. Das fand er irgendwo antörnend. Warum eigentlich nicht – und er war bereit, sein Versprechen einzulösen. Gloria ergatterte sich den Schlüssel für das französische Liebeszimmer im zweiten Stock, angeblich weil es dort kühler sei. Doch das Ambiente war gleichzeitig auch Programm und das war wohl Glorias Absicht. Die Premiere gestaltete sich nämlich sinnlich, zärtlich, einfühlsam und ein Stück weit auch emotional. Banyadee war nicht nur hingerissen vom natürlichen Körper seiner Bett-Partnerin, sondern auch von ihrer Intelligenz und ihrer Gewandtheit, eine tiefgründige Konversation zu führen. Die kurze Zeit in den Armen von Gloria tat letzten Endes auch seiner Seele gut.
Der Ausklang
Nach Mitternacht ging an der Bar so richtig die Post ab. Girls wie auch Boys waren nun in Feierlaune und wollten die Party im Globe tanzend und trinkend ausklingen lassen. Banyadee positionierte sich wieder in der Loge und liess sich vom Geschehen um ihn herum mitreissen. Punkt drei Uhr verstummte die Musik und es herrschte allgemeine Aufbruchstimmung. Mit 13-stündiger Nonstop-Präsenz – so lange dauert eine Flugreise von Zürich nach Singapur – nahm der längste Wochenend-Ausgang seit vielen, vielen Jahren ein Ende. „Hast Du nun das ganze Lineup durchgenommen, dass du 13 Stunden hier warst?“, wurde er von einem Gast während des Umkleidens gefragt. Das wäre doch tatsächlich einmal eine interessante Herausforderung, dachte sich Banyadee. Aber dafür müsste er zuerst im Lotto gewinnen oder eine Bank ausrauben. Chanel und Sunny standen immer noch respektive wieder an der Rezeption und verabschiedeten sich von den Gästen. Ihre Präsenz dürfte sich auf geschätzte 15 bis 16 Stunden belaufen haben. Aber beide sahen genau noch so frisch und motiviert aus wie zu Beginn, was sich Banyadee nur damit erklären konnte, dass das Globe – und das gilt auch für sein Personal – tatsächlich glücklich macht.