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Virus nach dem 3. Besuch

Endlich mal jemand hier, der schreiben kann. Herzliche Gratulation.
 
Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, spürte ich ein leichtes Kribbeln in meinem Körper. In diesem Moment wusste ich: Jetzt habe ich mit dem Globe-Virus infiziert.
Mein Freund - hast du ein schönes Leben! Wenn ich das gewusst hätte wäre ich gestern auch nach Schwerzenbach gepilgert...
 

banyadee

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Meine Augenlieder schlaff, meine Stimme heiser und mein Pulsschlag auf 180, sitze ich zu früher Stunde noch am PC und schreibe diese Zeilen. Draussen prasselt ein Gemisch aus Regen und Schnee auf das schlafende Dorf nieder. Es ist kalt und unfreundlich. Der Winter ist da. Und jetzt hat es mich tatsächlich auch noch erwischt, obwohl ich immer aufgepasst habe und vorsichtig war. Zum Schutz meiner lieben Freunde und Forumskollegen, damit sie Bescheid wissen, wenn sie mich das nächste Mal sehen, in einem Zustand, in dem sie mich nicht erwarten würden, lege ich die Karten offen auf den Tisch. Bei meinem sage und schreibe erst dritten Besuch von gestern Donnertag bin ich mit voller Wucht vom "Globe"-Virus infiziert worden. Die Heilungsaussichten sind gering, Therapiemöglichkeiten gibt es so gut wie keine und Bettruhe hilft auch nicht weiter. Generika und Alternativpräparate wie "Blueup"-Pille, Hegnauer "Elixier" oder "LaVie"-Tropfen, dürften nur mildernde Wirkung haben.

Was koche ich mir zum Znacht?

Wie konnte das passieren? War es aus Fahrlässigkeit, weil mein gestriger Besuch völlig spontan und unvorbereitet war? Eigentlich hätte ich einen Abendtermin gehabt, im Süden Deutschlands. Doch aufgrund der Schneefälle wurde dieser zur Mittagsstunde abgesagt und ich kam unverhofft in den Genuss eines freien Abends zu Hause. Doch der Proviant war aufgebraucht, also packte ich mich dick ein und radelte bei nasskaltem Wetter zum nächsten Lebensmittelladen. Trotzdem fror ich vor mich hin. Die Fahrt war vergebens, denn auf dem Brotgestell herrschte am späten Nachmittag bereits gähnende Leere. Ich fror weiter. Dann der rettende Gedankenblitz: Aufwärmen im Whirpool. Aber wo? Globe, liegt ja direkt um die Ecke. Und die ewig quälende Frage "was koche ich mir denn heute zum Znacht" würde sich damit auch erübrigen.

Ein flüchtiger Blick ums Gebäude herum. Alle markierten Parkplätze schienen belegt zu sein. Ich erbarmte mich für einen kurzen Augenblick jener Leidgenossen, die im strömenden Regen und bei anbrechender Dunkelheit von weit her in Richtung Eingang flüchteten. Zwischenzeitlich hatte ich mir einen groben Schlachtplan zurecht gelegt und war mir sicher eine ziemlich genaue Vorstellung davon zu haben, was mich im Innern erwarten würde. Und trotzdem war bei diesem dritten Besuch alles ein bisschen anders als bei den letzten beiden Besuchen zuvor.

Augen- und anderer Kontakt

Der anwesende Rezeptionist Fritz hatte mein Konterfeit jedenfalls noch in bester Erinnerung wie ich anhand seiner Mimik ablesen konnte. Chapeau, was für ein Elefantengedächtnis. Dann bemerkte ich auf der rechten Seite des Tresens eine Auswahl von zweierlei Tageszeitungen - bei den letzten Besuchen ist mir dies nicht aufgefallen. Für mich als absoluter "Newsjunkie" jedenfalls eine sehr willkommene Annehmlichkeit. Dann hinein ins Getümmel und nach dem üblichen Umziehen und Duschen die Bar aufgesucht. Von einer adrett in einem schwarzen Anzug gekleideten blonden Schönheit, die sich als Michaela vorstellte, äusserst zuvorkommend bedient worden. Mit der Erinnerung aus der "Halloween"-Party im Hinterkopf, dass bestimmt keines der unbekleideten Wesen aktiv auf mich zukommen wird, weil anderweitig beschäftigt, nahm ich als nächstes Ziel den Whirpool bei der Tanzbühne ins Visier. Doch dann stöckelte ein mir von einem anderen Club bekanntes Geschöpf mit ihrem schlanken, durchtrainierten und ansprechend tätowierten Körper auf mich zu. Notabene, ich bin generell kein Fan von Tattoos, aber es gibt Ausnahmen, und das ist eine solche. Juliana, so hiess sie auch an ihrem alten Wirkungsort. Sie half mir auf die Sprünge. Sechs Jahre sind wir uns nicht mehr begegnet. Ich hatte sie als forsch, ungeduldig und launisch in Erinnerung. Gestern lachte sie, war freundlich und strömte eine anziehende Herzlichkeit aus. Wir schwelgten in alten Erinnerungen und es schien als hätte sie alle Zeit auf dieser Welt.

Irgendwie herrschte bei meinem gestrigen Besuch ein generell gesehen viel gemütlicheres Tempo als dass ich erwartet hatte. Mein Glas war inzwischen leer und just als ich dieses Michaela in die Hand drücken wollte, kitzelte ein weiteres Geschöpf, dieses Mal eine sexy MILF, in meinem Gedächtnis herum. "Kennst Du mich denn nicht mehr?", blickte sie mich schon fast vorwurfsvoll an. Nein, das ist ja Elly! Ich hätte sie tatsächlich kaum wiedererkannt. Obwohl schon etwas älter, sah sie viel besser aus als bei unserem letzten Treffen während der Pandemie, in einem ad-hoc Corona-Testcenter. Auch mit ihr ergab sich ein lockeres Gespräch über Gott und die Welt und auch sie hatte für die nächsten Minuten noch keine anderen Pläne oder neue Kunden in der Warteschlaufe. Glücklich über soviel "Deja-vu" stolzierte ich in Richtung Whirpool als mir von links eine Dame in aufreizender Pose den Weg abschnitt, die eigentlich nicht so recht ins "im-Globe-sind-alle-Frauen-schlank-mit-aufgespritzten-Lippen-und-Silkonbusen"-Schema passte. "Hi, ich bin Jana aus Litauen". Kaum gesagt, ging sie schon auf Tuchfühlung und streichelte mir über die Brust. Ich spürte, was sie wollte und das wollte sie sofort. Ich signalisierte ihr, dass ich mich zuerst im Pool aufwärmen möchte und vertröstete sie auf später.

Auch das Auge isst mit

Später hiess dann für mich aber zuerst die gastronomischen Bedürfnisse zu stillen. Einmal mehr bereitete die diensthabende Küchencrew dem Fünfsterne-Saunaclub alle Ehre. Die Bouillon mit Backerbsen und mit etwas mehr als nur einem Schuss Sherry - es muss wohl eine ganze Flasche gewesen sein - mundete ausgezeichnet, so aber auch die Rindfleischvögel mit Safran-Kartoffelstock und Marsala-Sauce. Auch der Koch nahm sich heute Zeit, Zeit nämlich um das Gericht schön herzurichten. Denn er weiss: auch das Auge isst mit. Im venezianischen Palazzo kann dieser Begriff doppelt gedeutet werden. "And I am your dessert", unterbrach eine kecke Rumänin beim Vorbeigehen mein Dinner for One. Nanu, was ist denn heute los? Warum sind plötzlich alle Girls so aktiv auf Kundenfang und gesprächig? Gut gesättigt - Auge wie Magen - setzte ich mich auf eines der roten Sofas neben der Tanzbühne und freute mich auf die von der Supervisorin Laura angekündigte und choreografierte Tanzshow. Laura stand vor dem DJ-Pult und machte die Moves vor, die Tanzgruppe auf der Bühne - bestehend aus talentierten und weniger talentierten Inhouse-Ballerinas - folgte ihren Bewegungen. Für einmal gab es bei dieser Show keine expliziten Szenen, sondern einfach nur Disco-Sound und ein paar ausgeflippte Girls auf der Bühne und am Bühnenrand. Die Darstellerinnen hatten sichtlich grossen Spass dabei. Ganz nach dem Motto: "Girls just wanna habe fun". Im Nachgang einer späteren Show ging es sogar soweit, dass Tänzerinnen und ihre weiblichen Fans sich die herumsitzenden männlichen Gäste schnappten und mit ihnen zu rumänischer Folklore-Musik eine Art "Polonaise" aufführten. Es schien, als wollten die Girls für ein paar Momente einfach mal loslassen können....

Im Auge des Imperators

Hinter der Bar stehend verfolgte auch der Imperator himself die Show. Und sein Schmunzeln auf dem Gesicht verriet, dass ihm das Gebotene gefiel. Er markierte während meines Aufenthalts ständige Präsenz, diskret und ruhig, schaute immer wieder zum Rechten, spasste mit den Girls, tauschte sich mit dem Personal aus und war auch jederzeit empfänglich für Lob, Kritik und Anregungen seiner Gäste. War seine Anwesenheit womöglich der Grund, dass die Girls so aktiv auf freundlicher Kundenakquise unterwegs waren? Und dann plötzlich, auch völlig überraschend, stand die zweite Supervisorin an diesem Abend, leider weiss ich ihren Namen nicht mehr, aber sie trug eine Brille, vor mir, und fragte mich, ob denn alles in Ordnung sei. Ihr sei eben aufgefallen, dass ich immer noch alleine ohne Girl sei. Ich war baff. und hätte fast meinen heissen Kaffee ausgeschüttet. Zum ersten Mal wurde mir diese Aufmerksamkeit zuteil. Ich erklärte ihr, dass ich mehrere Damen im Visier habe, mich aber noch für keine entscheiden konnte. Offensichtlich zufrieden mit meinen Antwort machte sie sich wieder davon. Ich traf auf dem Sofa übrigens noch einen weiteren Clubkollegen, mit dem ich mich in ein längeres Fachsimpeln verstrickte, das immer wieder von "Damenbesuchen" unterbrochen wurde. Irgendwann hörte ich auf die Anzahl Damen, die sich neben uns setzten, zu zählen, geschweige denn ihre Vornamen zu merken. Von den laut Tagesplan 62 anwesenden Dienstleisterinnen waren es gefühlt 20. Es gaben mir Damen die Hand, die mir bei den ersten beiden Besuchen nicht einmal in die Augen schauten. Ein zierliches Teeny, das bei meinem ersten und zweiten Besuch zurückhaltend war, ging nun in die Offensive und bestätigte völlig überraschend ihre Bereitschaft für ein Zimmer. Doch dazu kam es (noch) nicht.

Mehr als nur ein schöner Augenblick

Und dann passierte etwas, das mir auch schon bei meinem ersten beiden Besuchen widerfahren war. Ich sass völlig verloren da und es schwirrte mir der Kopf, denn ich wusste beim besten Willen nicht, mit wem ich nun das Kennenlernen vertiefen sollte. Mein Bauchgefühl entschied sich für Jana aus Litauen. Im Zimmer verwöhnten wir uns gegenseitig, innig und völlig hemmungslos auf der Route 69. Sie meinte, dass sie drei Orgasmen gehabt hätte. Ich habe nicht mitgezählt. Wieder zurück an der Tanzbühne ging die Party, das Kennenlernen und das Smalltalken weiter. Je später der Abend, desto offener und angriffslustiger die Damen. Dann fiel mir ein Herr mit weissem, offen getragenen Hemd und Blazer auf, den ich noch nicht kannte. Irgendwann hatte ich wieder Durst und er stand an der Bar und nahm meinen Getränkewunsch entgegen. Er stellte sich als Sunny - Club Manager - vor. Auch er erkundigte sich - ganz ehrlich gemeint - nach meinem Wohlbefinden und ich antwortete, dass ich rundum zufrieden sei. Wenig später stand ich wieder an der Bar und Sunny wollte mir ein Bier offerieren, eine Geste, die ich sehr schätzte, aber dankend ablehnte, da mir der grosszügig bemessene Sherry in der Bouillon schon etwas zugesetzt hatte. Aber ich war gerührt, denn ein solches Angebot hätte ich nicht erwartet, zumal es unsere erste Begegnung war und ich im Übrigen auch nicht zum Kundenkreis der so genannten "Highrollers" gehöre. Beim Nachhausegehen drückte mir Sunny noch seine Visitenkarte in die Hand. "Wenn Du 'was brauchst, ruf' mich an." Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, spürte ich ein leichtes Kribbeln in meinem Körper. In diesem Moment wusste ich: Jetzt habe ich mit dem Globe-Virus infiziert.
 
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