Diese Woche durfte Cavaliere Pavarotti wieder einmal die Gastfreundschaft auf dem Prinzessinnen-Schloss westlich der Garnison Frauenfeld geniessen. Graf Torsten wirbelte gerade durch sein neues, frisch aufmöbliertes Schloss im Thurgau. Bevor Graf Torsten als Landvogt auf verschiedenen helvetischen Prinzessinnen-Schlösschen und -Schlössern diente, war er ein siegreicher Ritter Nord-Teutoniens. Daher stammt auch seine gut geölte teutonisch-germanische Stimme, die, begleitet von einem symphatischen Lächeln, unablässig auf die Prinzessinnen des Hofes, sowie die angereisten Ritter einlabbert. Mehrere Jahrhunderte später wäre seine nächste Berufung die Nachfolge von Dieter-Thomas Heck im Samstag-Abend-Theater des teutonisch-germanischen Fernsehens. Und wenn er dannzumal noch seine Prinzessinnen zum Schautanz mitbringen würde, wären Einschaltquoten wie an einem Finale weltmeisterlicher Ballspiele garantiert. Aber auch die Führung des Schlosshotels auf dem Dolder käme seinen Talenten, den anspruchsvollen Wünschen einer von Nah und Fern angereisten Gästeschar zu entsprechen, gerecht.
Oft in Begleitung seiner angetrauten selten schönen Gräfin Gaby, einer immer elegant-aufreizend gekleideten vormaligen Prinzessin des karpatischen Hochadels, gondelt Graf Torsten neuerdings in seiner schneeweissen schwäbischen Kutsche, die mit einem grossen dreizackigen Silberstern krönend verziert ist, von Schloss zu Schloss im Reich von König Ingo dem Ersten, der seit scheinbar ewigen Zeiten auf der grossen Burg am Schwerzen Bach residiert. Noch bis vor Kurzem war Graf Torsten Landvogt auf Schloss Freies Bad, sowie zuvor im Bargengau, wo er weit im Osten des Ingoischen Reiches ungestört seine Einflussgebiete ausweiten konnte. In der Vergangenheit kam es nur hin- und wieder zu kleinen Scharmützeln zwischen dem König und dem Grafen, in denen es um die Zugehörigkeit von aus dem fernen Karpatenland zugewanderten Prinzessinnen ging. Wie es zwischen edlen Häusern immer wieder vorkommt, entstand nun zwischen dem König und dem Grafen eine innige Freundschaft, obwohl ihre Geschmäcker doch reichlich verschieden sind. Während der König bevorzugt in Edelkutschen venezianischer Bauart mit enormen Pferdegespannen reist, beschränkt sich der Graf auf die langweiligeren aber weniger dröhnenden schwäbischen Vehikel. Als Bewunderer der Bäderkultur des alten römischen Reiches und der römischen Kultivierung aufreizender Damen ist König Ingo seiner Zeit schon lange voraus, scheint aber nun im aufstrebenden, herumwirbelnden Grafen einen würdigen Ober-Landvogt für seine kleineren Schlösser, die sich im weiteren Umfeld der Hauptburg am Schwerzen Bach befinden, gefunden zu haben. So mag es sein, dass es dem König nicht entgangen ist, dass die Prinzessinnen ihren Grafen regelrecht vergöttern, und immer neue Ritter sich diesen Prinzessinnen zugeneigt fühlten. Einige Prinzessinnen sind bereits ihrem Grafen ins neue Herrschaftsgebiet gefolgt, um dort mit ihren traditionellen transsilvanischen Künsten die Ritter zu verzücken, und dabei sackweise Gold-Taler zu sammeln. Das kleine Schloss am West-Tor Frauenfelds kann leider nicht den ganzen karpatischen Pula-Flutsch-Adel in Graf Torsten’s Entourage aufnehmen. Zum Glück gibt es da aber noch die grosse Burg von König Ingo I., die immer wieder gerne sehr schönen, von vor- und hinter den Karpaten zugereisten Edel-Prinzessinnen das Gastrecht gewährt. Und so hat bereits eine Auswahl an Kronprinzessinnen des Grafen eine neue Zugehörigkeit am weitherum bekannten Hofe Ingos gefunden.
Doch nun zurück zum Bericht über Pavarotti’s Schlossbesuch an einem gewöhnlichen winterlichen Wochen-Nachmittag:
Zu seiner Überraschung waren alle Gemächer voll besetzt, und durch die schweren Holztüren drang gut hörbar das Stöhnen der schönen Prinzessinnen, sowie die Freudenschreie der jüngeren und älteren Ritter. Nicht nur die neu zugereisten Prinzessinnen waren überaus fleissig, auch die alteingesessenen Maitressen des traditionsreichen Schlosses werkelten eifrig mit ihren transsilvanischen Hand, Mund, und Spalten-Künsten. Einige Maitressen mussten zu ihrem grossen Erstaunen jedoch feststellen, dass die auf den Gemächern ebenfalls sehr passionierten Neuzuzügerinnen die Ritter mit zirkusreifen Tiefhals-Künsten begeisterten, ohne dafür auch nur einen Gold- oder Silber-Taler zu nehmen.
Die Prinzessinnen, die zu Pavarotti’s Glück alsbald aus den Gemächern an die Schänke des Rittersaals zurückkehrten, hatten das zufriedene Lächeln erfolgreicher Marktfrauen auf den Lippen, um sich kurzum wieder in die Arme der anwesenden, als Eisbären verkleideten Glücksritter zu werfen.
Da dem weit herumgekommenen Cavaliere Pavarotti die festliche Atmosphäre auf dem Schloss des Grafen Torsten Freiherr von Frauenfeld und die Damen des Hofes so sehr gefallen, spannt auch er immer öfter mehrere Hundert Pferde vor seine schnelle Kutsche, um im Galopp aus dem weiteren Umfeld der Burg am Schwerzen Bach in Richtung des Reiches der Habsburger zu fahren, und dort jeweils drei bis vier Gold-Taler an die erlauchten Prinzessinnen zu spenden. Dabei hat es ihm die Kronprinzessin Soraya von-und-zu Dacia ganz besonders angetan. Das Wiedersehen mit der äusserst eleganten und zuvorkommenden Schönheit ist immer von besonderer Freude, und einer Erstaudienz bei dieser edlen Dame des karpatischen Adels steht zum Prinzen-Glück jeweils nichts im Wege.
Mit durchlauchtig hochgeborenen Festgrüssen an die ganze belesene Ritterschar nah und fern!
Euer ergebenster Cavaliere Pavarotti II.